Nordhessen will Modellregion Energiesysteme werden – Unterstützung vom Land erwartet

Zum Auftakt des Landtagswahljahres in Hessen hat ein breites Bündnis von nordhessischen Akteuren und Akteurinnen Erwartungen an die Wiesbadener Politik formuliert. Im Mittelpunkt steht der Vorschlag einer Modellregion für nachhaltige und resiliente Energiesysteme.

Diese könne in Nordhessen auf starke Strukturen aufbauen und beispielgebend für andere Regionen werden. Dazu bedürfe es der entschiedenen Unterstützung durch eine künftige Landesregierung. „Wie und in welchem Ausmaß dies geschieht, wird in der Region aufmerksam wahrgenommen“, heißt es in einem Positionspapier, das heute (20.2.) in Kassel vorgestellt wurde. Das Papier ist von Vertreterinnen und Vertretern von 14 Institutionen, Verbänden und Unternehmen in Nordhessen unterzeichnet. Darunter sind die Universität Kassel, das Fraunhofer-Institut IEE in Kassel und der Deutsche Gewerkschaftsbund in Nordhessen. Unterstützt wird das Positionspapier zudem von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände Nordhessen (VhU), der Handwerkskammer Kassel und der IHK Kassel-Marburg.

„Nordhessen ist stark. Die Region bietet ideale Bedingungen, die Energiewende beispielhaft voranzutreiben. Dafür erwarten wir von einer zukünftigen Landesregierung Unterstützung“, erläuterte die Präsidentin der Universität Kassel, Prof. Dr. Ute Clement, vor der Pressekonferenz am (heutigen) Montag im Fraunhofer Institut IEE. „Die Region gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, ist nicht nur eine Chance für Nordhessen, sondern auch für die Überlebensfähigkeit unserer sozialen und natürlichen Umwelt.“

Dr.-Ing. Reinhard Mackensen, kommissarischer Leiter des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, ergänzte: „Die Kombination aus Innovationsgeist und Forscherdrang findet Antworten auf Fragen der Energiewende, eine der wichtigsten Problemstellungen unserer Zeit. Mit geeigneten Rahmenbedingungen entstehen erstklassige Produkte und Lösungen für die Region, für Deutschland und für den internationalen Raum.“

„Wir bieten in Nordhessen Innovation, starke Netzwerke und kluge Köpfe. Die Region profitiert von qualifizierten Beschäftigten und motivierten Auszubildenden, die in der sozial-ökologischen Transformation Perspektiven brauchen und diese auch von einer neuen Landesregierung einfordern“, betonte Jenny Huschke, Regionsgeschäftsführerin des DGB in Nordhessen.

Für Carsten Rahier, den geschäftsführenden Gesellschafter der sera Group in Immenhausen, ist Wasserstoff ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. „In einer nachhaltigen nordhessischen Modellregion ist er als Energieträger und -speicher, der unmittelbar aus erneuerbaren Energien erzeugt werden kann, unverzichtbar. Dazu müssen jedoch Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich vereinfacht und beschleunigt sowie gezielte Förder- und Investitionsprogramme zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen werden“, sagte Rahier, der auch Vorsitzender der VhU Nordhessen ist.

Die Forderungen an die Politik reichen von einer Stärkung der beruflichen Ausbildung und der universitären Bildung über Investitionen in einen Technologiepark Nordhessen bis zur Unterstützung von bürgerschaftlichen Beteiligungsformaten zur Energiewende.

Um wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in die Praxis zu bringen, fordert das Bündnis die Finanzierung von sogenannten „Reallaboren“ mit etwa 30 Mio. Euro. In solchen Reallaboren testen und erproben Wissenschaft und Industrie ihre Innovationen in großem Maßstab und im echten Betrieb. Ausgerichtet an der anvisierten Modellregion für nachhaltige und resiliente Energiesysteme sind Reallabore in den Bereichen Klimaschutz, Energie- und Wärmeversorgung geplant.

Die Wahl zum Hessischen Landtag findet am 8. Oktober 2023 statt.


Das Positionspapier ist abrufbar unter https://www.uni-kassel.de/go/modellregionenergiesysteme
Ein Unterstützungsschreiben von VhU, IHK, HWK ist hier als Download verfügbar: https://www.arbeitgeber-nordhessen.de/media/custom/3162_1656_1.PDF

 

Weitere Stellungnahmen:

SMA-Vorstandssprecher Jürgen Reinert: „Von Nordhessen aus liefert SMA seit mehr als vier Jahrzehnten innovative Energielösungen für den Weltmarkt und treibt die Energiewende erfolgreich voran. Deshalb ist es von enormer Bedeutung, den Industrie-Standort Deutschland und die Region mit Investitionen und Innovationen zu stärken und von hier aus die internationalen Wachstumsmärkte zu bedienen. Unsere neue Gigawattfabrik, die wir bis 2024 in Niestetal errichten, wird einen weiteren wichtigen Beitrag dazu leisten."

NVV-Geschäftsführer Steffen Müller: „Der NVV steht als erfahrener und verlässlicher Partner für Initiativen zur Stärkung der nordhessischen Region bereit. Mit dem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region bringen wir die Verkehrswende voran und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Auch im ÖPNV gehört die Zukunft den alternativen Antriebsformen. Voraussetzung für diesen erfolgreichen Transformationsprozess ist die Bündelung von Know-how und Ressourcen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus und in der Region, um etwa die notwendige Tank- und Lade-Infrastruktur für E- oder Wasserstofffahrzeuge in Nordhessen zu schaffen.“

Prof. Dr.-Ing. Frank Lehmann, Werkleiter des Mercedes-Benz-Achsenwerks in Kassel: „Auf Konzernebene haben wir die Ambition, bis zum Jahr 2039 in unseren globalen Kernmärkten nur noch Neufahrzeuge anzubieten, die im Fahrbetrieb CO2-neutral sind. Im Mercedes-Benz Werk Kassel sind wir als Kompetenzzentrum für elektrische Antriebssysteme und konventionelle Achsen für die Zukunft in einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft sehr gut aufgestellt. Mit der Unterstützung zahlreicher Partner aus Industrie und Politik arbeiten wir kontinuierlich daran, batterie- und wasserstoffbasierte Technologien erfolgreich auf die Straße zu bringen.“

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