Je stärker das Bild des künftigen Energiesystems durch volatile, dezentrale Erzeuger bestimmt wird, desto mehr Verknüpfungspunkte entstehen zwischen Infrastrukturen für Strom, Gas und Wärme. Durch das Zusammenspiel der Sektoren können Flexibilitäten besser genutzt und Netzkapazitäten besser ausgelastet werden. Durch den starken Wandel der technischen und politischen Rahmenbedingungen stößt die traditionelle Zielnetzplanung mit langen Zeithorizonten aber aktuell oft an Grenzen.
Ziel des Projekts ANaPlan Plus ist die Identifikation von Optimierungspotenzialen im Bereich der Energienetze durch neue Freiheitsgrade aus der sparten- und sektorenübergreifenden Betrachtung. Kernelement ist eine Methodik zur integralen Infrastrukturplanung, um die Anpassung von Versorgungsnetzen für Strom, Erd-/Biogas und Wasserstoff an komplexe Zukunftsszenarien mit digitaler Unterstützung beherrschbar zu machen.
Hierzu soll eine Methode zur Strom- und Gasnetzsimulation für eine optimierte, heuristische Ausbauplanung weiterentwickelt, zusammengeschlossen und für eine umfassende Multi-Kriterien-Betrachtung erweitert werden. Auf diese Weise können Synergien beim Netzausbau genutzt und Konfliktpotentiale zwischen den Sparten erkannt werden. Ergänzend hierzu sollen Flächen- und Trassendaten in den Planungsprozess einfließen, um so eine möglichst realistische und praxisnahe Betrachtung zu ermöglichen. Durch innovative Automatisierung und Optimierung soll so die Lücke zwischen kurzfristigen, manuellen Planungsentscheidungen und langfristigen Szenarien geschlossen werden.
Projektinhalte:
Der Fokus des Projekts liegt in einer Software- und Szenarienentwicklung zur Unterstützung von Netzplanern. Dazu gehören:
- Szenarien mit Unsicherheiten, Ausbaupfaden und Abhängigkeiten
- Methodik zur automatisierten Bewertung der Strom-Verteilnetzentwicklung
- Methodik zur automatisierten Bewertung der Gas-Verteilnetzentwicklung
- Gekoppelte Analyse und Bewertung unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen
- Visuelle Aufbereitung von Strom- und Gasnetzstrukturen
Als Ergebnis des Projekts sollen verschiedene methodische Weiterentwicklungen zur Unterstützung einer sektorübergreifenden Netzplanung entstehen. Ein Großteil dieser Entwicklungen wird aktuell am IEE und der Uni Kassel in einer Gruppe von Simulationsumgebungen (pandapower, pandapipes, pandapower Pro) umgesetzt. Die im Projekt angestrebte Verbesserung von Prediktionsgenauigkeit und Funktionsumfang soll hierbei die Qualität dieser Umgebungen steigern und für Anwender attraktiver machen.