StEnSea - Stored Energy in the Sea

Meeres-Pumpspeicherkraftwerke

StEnSea-Anwendungsbeispiel
© Hochtief
StEnSea-Anwendungsbeispiel

Die Meeres-Pumpspeicherkraftwerke sind ein neuer Ansatz zur Realisierung von Offshore Pumpspeichersystem, die den Druck in tiefem Wasser nutzen, um Energie in einer hohlen Betonkugeln zu speichern. Die Kugeln sollen am Meeresboden in Wassertiefen von 600 m bis 800 m installiert werden. Die Technologie wird in Anlehnung an das gleichnamige Forschungsprojekt auch  als »StEnSea« -System (Stored Energy in the Sea) bezeichnet. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde die Technologie durch die Entwicklung eines Funktionsmodell im Maßstab 1:10 im erprobt.

Funktionsprinzip

Stensea Working principle
© Fraunhofer IEE
Laden: Mit Hilfe einer elektrisch angetriebenen Pumpturbine wird das Wasser aus der Kugel herausgepumpt; Entladen: Das Wasser strömt zurück in die leere Kugel, wodurch die Pumpturbine rückwärtslaufend als Turbine betrieben wird und über einen Generator Strom erzeugt

Das StEnSea-System besteht aus einer hohlen Beton Kugel, die das Speicherreservoir darstellt, und einer eingesetzten technischen Einheit, die die Pumpenturbine, ein steuerbares Ventil und die Komponenten der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR) enthält. Die technische Einheit kann aus der am Meeresboden installierten Betonkugel herausgenommen, an Land gewartet oder repariert und anschließend wieder eingesetzt werden. Eine leere Kugel entspricht einer vollständig aufgeladenen Speichereinheit. Zum Entladen des Speichers wird das Ventil geöffnet und Wasser kann durch die Pumpturbine in die Kugel strömen. Das zufließende Wasser treibt über die Turbine den Generator an, welcher Strom ins Netz einspeist. Das Aufladen erfolgt durch das Leerpumpen der Kugel gegen den Umgebungsdruck des Wassers. Die dafür benötigte Energie wird aus dem elektrischen Netz entnommen.

 

Technoökonomische Bewertung

Die technoökonomische Bewertung hat gezeigt, dass die Kosten des StEnSea-Systems ähnlich zu denen konventioneller Pumpspeicher sind. Der Bau konventioneller Pumpspeicher hat erhebliche Auswirkungen auf das Landschaftsbild und den lokalen Wasserhaushalt. Der Einfluss der StEnSea-Technologie auf die Umwelt wird als wesentlich geringer eingeschätzt, weshalb hier keine größeren Einschränkungen bei der Auswahl von neuen Standorten erwartet werden. Ein weiterer Vorteil der Technologie ist der modulare Aufbau. In einem StEnSea-Park können beliebig viele Einheiten zusammengeschaltet werden, wodurch unterschiedliche Leistungen und Kapazitäten erreicht werden können. Dies erhöht die Flexibilität  der Technologie und damit die Bandbreite möglicher Anwendungen.

 

Weltweites Potenzial

Test des Prototyps im Maßstab 1:10 im Bodensee
© Fraunhofer IEE
Test des Prototyps im Maßstab 1:10 im Bodensee

Durch den Einsatz eines geografisches Informationssystem (GIS) wurden potentielle Standorte weltweit identifizieret. Dabei wurden die folgenden Parameter und Schwellenwerte verwendet, um das weltweite Potenzial der StEnSea-Technologie zu ermitteln:

  • Wassertiefe: 600 m - 800 m
  • Steigung:  ≤ 1°
  • Entfernung zum Stromnetz: ≤ 100 km
  • Entfernung zu Häfen/Standorten von denen aus die Wartung erfolgen kann: ≤ 100 km
  • Entfernung zu Häfen/Standorten von denen aus die Installation erfolgen kann: ≤ 500 km
  • Standorte mit ungeeigneter Geomorphologie wie Gräben, Grate, Täler, Schluchten sowie Steilwände wurden ausgeschlossen.
LAND
Fläche in km² Energie in TWh
Summe aller Gebiete 111.659 817
TOP 10 64.965 475
USA 10.226 75
Japan 9.511 70
Saudi Arabien 8.535 62
Indonesien 8.002 59
Bahamas 6.201 45
Libyen 5.836 43
Italien 5.572 41
Spanien 4.299 31
Griechenland 3.476 25
Kenia 3.307 24

Nächste Schritte

In einem Folgeprojekt (z.Z. in Verhandlung mit dem Fördergeber) soll ein Prototyp im Maßstab 1:3 in tiefem Wasser installiert werden. Ziel ist es, die Offshore Logistik, die Installation und den Betrieb über einen längeren Zeitraum zu untersuchen. Durch den geplanten Langzeitbetrieb wird es möglich sein, langfristige Auswirkungen auf die Betonkugel und die Pumpturbine zu analysieren und zu bewerten. Die geplanten Arbeiten können die Technologie auf TRL 6 anheben und bereiten daher die Realisierung von kommerziellen Großprojekten vor. Wenn an die vielversprechenden Ergebnisse des ersten Forschungsprojekts angeknüpft werden kann, hat die StEnSea-Technologie großes Potenzial ein wichtiger Bestandteil des zukünftigen Energiespeicherportfolios zu werden.

 

Parameter Wert
Innendurchmesser
28,6 m
Innenvolumen 12.249 m³
Wandstärke
2,86 m
Betonmenge
9.260 m³
Betondichte
2.500 kg/m³
Gewicht der Betonkugel 23.150 t
Wassertiefe 750 m
Ladeenergie
31,1 MWh
Entladeenergie
22,4 MWh
Leistung 5 MW
Entladezeit 4,5 h
Effizienz eines vollen Zyklus
ηcycle=ηpump∙ ηturbine
0,72

Die StEnSea-Entwicklung

Im Jahr 2011 hatten Prof. Horst Schmidt-Böcking und Dr. Gerhard Luther die Idee für diese neue Pumpspeichertechnologie. Ihre Initiative führte zum Forschungsprojekt »StEnSea« des Fraunhofer IEE (ehemals IWES), das von 2013 bis 2017 durchgeführt wurde. Während dieses Projekts wurde ein Prototyp im Maßstab 1:10 gebaut und 2016 erfolgreich im Bodensee getestet. Zusätzliche Simulationen und Analysen zum System in Originalgröße brachten die Weiterentwicklung von TRL 2 zu TRL 5 (Technology Readiness Level). Die Untersuchungen zeigten, dass die technische Umsetzung im Maßstab 1:1 (Abmessungen siehe Tabelle rechts) möglich ist. Die beiden Hauptkomponenten, die Betonkugel und die Pumpturbine, wurden in Zusammenarbeit mit Experten aus den entsprechenden Fachrichtungen analysiert, was zu einer sehr hohen Qualität der Forschungsergebnisse führte. Der Test des Prototyps im Maßstab 1:10 hat bewiesen, dass das Konzept auch in einer Unterwasserumgebung zuverlässig funktioniert. Weiterhin hat der Test auch gezeigt, mit welchen Herausforderungen bei Installation und Betrieb zu rechnen ist.

Auszeichnungen

Der erfolgreiche Test im Bodensee stieß weltweit auf großes Interesse. Darüber hinaus wurde die Arbeit durch eine Reihe von Auszeichnungen gewürdigt. Dazu gehören: Deutscher Renewables Award 2017 in der Kategorie "Projekt des Jahres"; Finalist des Hessischen Staatspreises für innovative Energielösungen 2018; Deutschland Land der Ideen Ausgezeichneter Ort 2018; Green Awards 2019 Top 3 in der Kategorie "Innovation des Jahres"

 

Projekt des Jahres - German Renewables Award 2017

 

Finalist des Hessischen Staatspreises für innovative Energielösungen 2018

Deutschland Land der Ideen Ausgezeichneter Ort 2018

Green Awards 2019 Top 3 in der Kategorie "Innovation des Jahres"

Fraunhofer IEE auf der EXPO in Dubai: Offshore-Pumpspeicherkraftwerke für die weltweite Energiewende

Die Expo hat die Zukunft im Blick. Der Deutsche Pavillon CAMPUS GERMANY bietet rund um das Thema Nachhaltigkeit beeindruckende Innovationen und interessante Einblicke in Forschung und Wissenschaft. Als einer von rund 40 Partnern ist das Fraunhofer IEE im deutschen Pavillon mit dem Forschungsprojekt StEnSea – Stored Energy in the Sea vertreten.

3D miniatures of the StEnSea facilities as an exhibit at Expo 2020 in Dubai.
© German Pavilion Expo 2020 Dubai Bjoern Lauen
3D miniatures of the StEnSea facilities as an exhibit at Expo 2020 in Dubai.