Technologien für die Kopplung der Sektoren Strom und Wärme

Wärmepumpen in Bestandsquartieren

© Michael Krause / Fraunhofer IEE

Im Neubaumarkt hat sich die Wärmepumpe als die dominierende Heiztechnologie etabliert, hier nimmt der Anteil von Luft-Wasser-Wärmepumpen, z.B. auch verglichen mit Geothermie-Wärmepumpen, kontinuierlich zu. Völlig anders stellt sich die Situation im Gebäudebestand dar. Bedingung für den Einsatz von Luftwärmepumpen ist hier zumeist eine aufwändige energetische Sanierung des Gebäudes. In dichter besiedelten Bereichen stellt sich zusätzlich die Frage des Aufstellorts im Hinblick auf Platzbedarf und Geräuschentwicklungen im Außenraum.

Als mögliche Systemlösung für den Bestand bietet sich daher vor allem die Nutzung von oberflächennaher Geothermie mittels Erdwärmesonden sowie lokal begrenzt auch Abwärme, Grund- oder auch Oberflächenwasser an. Im Quartiersmaßstab kann aufgrund der Infrastrukturabhängigkeiten die Verantwortung für den notwendigen Umbau jedoch nicht ausschließlich bei den Nutzern/Gebäudeeigentümern gesehen werden, sondern bedingt ein aktives Steuern seitens des Gesetzgebers, der Städte und Gemeinden sowie der jeweiligen Versorgungsunternehmen. Dabei müssen Umbauprozesse verstanden und bereits heute angestoßen werden, damit, wenn durch zukünftige Marktprozesse wie etwa CO2-Bepreisung oder Flexibilitätsmärkte eine Wirtschaftlichkeit gegeben ist, diese auch im großen Umfang umgesetzt werden können.

Hierzu ist die detaillierte Erarbeitung der technischen, regulatorischen und ökonomischen Anforderungen für die Versorgung von Quartieren erforderlich, worauf aufbauend die kommunalen Entwicklungsmöglichkeiten sowie Prozessschritte der Umgestaltung der Wärmeversorgung im Quartier und in der Stadt aufgezeigt werden.

Forschung

Innovative Systemdesigns mit Wärmepumpen Groß-Wärmepumpen / -Kompressionskältemaschinen
und Kraft-Wärme-Kopplung
  • Quartierssysteme mit Wärmepumpen unter Einbeziehung
    von verschiedenene Wärmequellen
  • Netzgebundene Wärmepumpensysteme mit kalten und
    warmen Wärmenetzen
  • Dezentrale fassadenintegrierte Wärmepumpenmodule
  • Stromnetz-Dienlichkeit von Industrieprozessen mit
    Groß-WP / -KKM
  • Unterstützung der Spannungshaltung in Verteilnetzen
  • Anwendungslösungen mit stationären Brennstoffzellen
    für hohe Nutztemperaturen
Geothermie-Wärmepumpen für Bestandsquartiere Neue Betriebsweisen und Geschäftsmodelle
  • Erschließungsmöglichkeiten für Wärmepumpen in
    Bestandsquartieren
  • Versorgungsmöglichkeiten von Wärmepumpen für
    Bestandsgebäude unter Berücksichtigung des notwendigen
    Sanierungsbedarfs
  • Integration von Dienstleistungen im Rahmen eines
    Wärmepumpen-Contractings
  • Die Kommune als Stakeholder der Wärmewende
  • KI und Optimierung: Verbesserung von Energieeffizienz
    und Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpensystemen
  • Flexibilitätsmanagement mit Wärmepumpe

Anwendung

Entwicklung von Energieversorgungskonzepten
unter besonderer Berücksichtigung
der Sektorenkopplung
Datengetriebene Bewertung von Wärmepumpen
  • Bauteil – Gebäude – Quartier – Urbaner Raum
  • Neubau und Bestand
  • Nutzung unterschiedlichster Wärmequellen
  • Nutzung von Cluster- und Klassifikationsmethoden
    zur Bewertung des Betriebs
  • Anomalieerkennung, Fehlerdetektion und prädiktive
    Wartungsmethoden
   
Erarbeitung von technischen und wirtschaftlichen
Lösungen zur Integration von Wärmepumpen und
Kraft-Wärme-Kopplung
Messtechnische Bewertung und Optimierung
in Labor und Feld
  • Optimale Systemlösungen unter Berücksichtigung der
    individuellen Gegebenheiten vor Ort
  • Anlagenkonzeption von flexibilisierten
    industriellen Fertigungsprozessen
  • Bewertung des spezifischen Systemnutzens durch
    synergetische Kostenreduktion
  • Durchführung von Monitoringvorhaben bei Kunden
  • Kundenspezifische Messkampagnen in einer
    Laborumgebung

Stromnetzdienlichkeit von Wärmepumpen

Die Kopplung von Strom- und Wärmesektor und die flexible Verbindung der verschiedenen Energiewandlungsarten ist der Schlüssel zur weiteren Integration des erneuerbaren Stromes in den Energiemix. Der mit der Energiewende eingeleitete Prozess muss mit einem durchdachten Flexibilitätsmanagement weiter vorangetrieben werden, welches die Bedürfnisse der Stromund der Wärmeseite gebührend berücksichtigt. Power-to-Heat ist im Wärmesektor ein verbreiteter Ansatz. Im Gebäudekontext wurden zur Raumheizung klassisch Nachspeicheröfen eingesetzt, die Wärmepumpe nimmt aber eine immer größere Rolle bei der Wärmebereitstellung ein. In Industrieprozessen ist die technologisch gleichartige Kompressionskältemaschine Stand der Technik zur Prozesskühlung, bei der Prozesswärmebereitstellung haben Wärmepumpen noch großes Wachstumspotenzial. Durch die Trägheit der nachgeschalteten Prozesse der Wärmeanwendung, neue Prozessfahrweisen sowie die Nutzung thermischer Speicher ist für all diese Anwendungen eine Entkopplung der Wärmeerzeugung vom eigentlichen Wärmebedarf möglich.

Für einen sich betriebswirtschaftlich lohnenden netzdienlichen bzw. flexibilisierten Betrieb von Wärmepumpen müssen aber entsprechende Bedingungen erfüllt sein. Hierzu zählen eine geeignete Systemauswahl durch Anpassung der Anlagen- und Speichergrößen sowie ein IKT-System, welches einen flexibilisierten vom direkten Wärmebedarf entkoppelten Betrieb ermöglicht, sodass Kosten und Nutzen der Systemanpassung im richtigen Verhältnis stehen. Darüber hinaus müssen regulatorische und betriebswirtschaftliche Randbedingungen einen flexibilisierten Betrieb ermöglichen bzw. anreizen.

Integrative Quartiers- und Stadtteilkonzepte
erschließen neue Energiequellen und steigern die Nutzungseffizienz

Die Hauptaufgabe für die anstehende nächste Phase der Energiewende ist eine Systemintegration der erneuerbaren Energien in der gesamten Breite. Volatile erneuerbare Energien werden systembestimmend und deren weiterer Ausbau erfordert ihre Integration – technisch und insbesondere ökonomisch – in ein zunehmend flexibel agierendes Gesamtsystem. Flexibilisierung ist eine Schlüsselanforderung sowohl für die komplementäre (residuale) Stromerzeugung mit konventionellen Kraftwerken und Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung als auch für die Verbrauchsseite, um möglichst eine flexible Anpassung von Lasten an das Stromdargebot anzupassen. Dies bedingt zudem eine sektorübergreifende Integration, also die flexible Nutzung von elektrischer Energie in Verbrauchssektoren wie Wärmebereitstellung und Mobilität. Zugleich können Energiespeicher diese Systemintegration unterstützen, indem sie einen zeitlichen Ausgleich zwischen Bereitstellung und Nutzung eröffnen.